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Herbergsuche

Herbergsuche in Steinakirchen

Alle Jahre wieder – in den kalten und rauhen Nächten des Dezembers, entsinnt man sich in der Pfarre Steinakirchen des Brauches vom „Herbergsuchen“.

Es war um das Jahr 1985 herum, als Pfarrer Karl Datzberger seine Gemeinde aufrief, das alte Brauchtum nicht gänzlich einschlafen zu lassen, und der Wiedergeburt Christi mit der Herbergsuche entgegenzugehen.

Obwohl es in Steinakirchen schon einige Gruppen gab, die das Wandern von Haus zu Haus im Advent noch pflegten, entstand aus diesem Aufruf heraus in Ausserochsenbach eine neue Gemeinschaft von Familien, die im Advent innehalten und sich auf das freudige Ereignis mit etwas Besinnung vorbereiten wollten. Angeregt von der Pfefferreitherin, der Theresia Distelberger, fanden sich die Familien Jandl (Schmutzenhof), Zellhofer (Hiasl), Erber (Großreith), Schragl (Bichl) und Hauer (Rasdorf) zum gemeinsamen Singen und Gebet.

Seit mittlerweilen nun schon achtzehn Jahren wird am 8. Dezember die Marienstatue aus dem Hause Pfefferreith abgeholt und zu einer anderen Familie weitergetragen. In Ausserochsenbach wird die Statue nich wie anderswo üblich, von nur einer Familie weitergetragen, sondern man trifft sich in einem Haus und trägt das Bildnis gemeinsam weiter. Hierbei ist es üblich, daß man bei der sogenannten Verabschiedung noch ein Stamperl Schnaps oder selbstgemachten Likör zum Wärmen mit auf den Weg bekommt. Dann beginnt die Wanderschaft, und eine kleine Laterne leitet den Weg durch die finstere Dezembernacht. Ist das Wetter wirklich zu rauh, wird auch schon einmal ein Stück mit dem Auto gefahren. Am Ziel angekommen ist man meist schon etwas durchfroren und erbittet mit dem Lied „Wer klopfet an ...“ Einlass in die warme Stube. Sind Mantel und Winterschuhe abgelegt, beginnt die Andacht mit einem Gebetheftchen von Pfarrer Datzberger, wobei die Rolle des Vorbeters üblicherweise von der Hausfrau übernommen wird.

Nach dem Singen und Beten sucht sich ein jeder ein Plätzchen am Stubmtisch, was oft gar nicht so einfach ist. Bei den sechs Familien, die sich da treffen, kommen gleich einmal zehn bis fünfzehn Leute zusammen. Die Hausfrau tischt jetzt eine kleine Stärkung auf, dieweil der Bauer geht und für Getränke sorgt. Allzu groß wird aber nicht aufgetischt, denn es soll ja das gemeinsame Gespräch im Vordergrund stehen. Meist gibt es Äpfel, Bauernbrot mit Butter und Honig, Dörrobst, Nüsse und auch selbstgebackenes Apfelbrot. Zum Trinken bringt man frischen Most und danach kräftigen Tee mit einem Schuß Schnaps, denn er soll ja beim Nachhausegehen auch noch wärmen. Gegen zehn Uhr ist dann meistens alles, was es so an Neuigkeiten in der Nachbarschaft gibt, besprochen und die kleine Gesellschaft beginnt sich aufzulösen. Bis zum nächsten Mittwoch oder Sonntag, wenn alle wieder kommen, um die heilige Mutter Gottes wieder abzuholen und zum nächsten Haus weiterzutragen.

Fünf mal geht das so bis Weihnachten, dann war man schließlich in jedem Haus. Die Runde bleibt immer die gleiche, damit man nicht immer überlegen muß, wer der nächste sein wird. Vom Pfefferreith geht man zum Schmutzenhof, weiter über´s Hiasl zum Großreither. Danach noch zum Bichl und letztendlich zum Rasdorfer. Den Anfang macht aber jedes Jahr eine andere Familie, und vom letzten Haus kommt die Marienstatue wieder zurück ins Pfefferreith.

Achtzehn Jahre geht das nun schon so. Man trifft nicht immer die gleichen Leute, wer halt gerade Zeit hat. Aber einen Vertreter schickt jedes Haus. Mittlerweile haben jene, die anfangs noch die Kleinen waren, schon die eigenen Kinder mit und so ist zu hoffen, daß der Brauch von der Herbergsuche in Ausserochsenbach noch lange weitergetragen wird.

Redaktion: Berger Christoph, Stubenmusik Berger aus Ferschnitz

Hörprobe mit den Brüdern Berger:

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